Welthirntumortag: heteronyme Hemianopsie

Dieser Aktions- und Gedenktag wurde im Jahr 2000 von der Deutschen Hirntumorhilfe initiiert, deren Mitglieder und Freunde aus mehr als 15 Nationen sich gemeinsam für die Belange von Hirntumorpatienten einsetzen. Ziel des Welthirntumortages ist es, die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit für diese wenig bekannte Tumorerkrankung zu gewinnen.

Die Deutsche Hirntumorhilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1998 für die Interessen von Hirntumorpatienten einsetzt. Er ist unabhängig, bundesweit tätig und hat seinen Sitz in Leipzig. Hilfe für den an einem Hirntumor erkrankten Patienten steht im Mittelpunkt der Arbeit, die allein aus Spenden finanziert wird.

Wir möchten in diesem Blog über eine recht seltene Form des Gesichtsfeldausfalls informieren, die als Folge eines Hypophysentumors auftreten kann:

die Heteronyme Hemianopsie

Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) befindet sich in der Mitte des Schädels, ca. 10cm hinter Nase und auf einer gedachten Linie zwischen den Ohren. Trotz ihrer geringen Größe – sie ist nur ca. kirschkerngroß – hat sie eine sehr wichtige Aufgabe. Die Hypophyse ist die übergeordnete Hormondrüse des Körpers und produziert verschiedene Hormone, welche bspw. unser Wachstum sowie die Arbeit von Schilddrüse und Nebennierenrinde beeinflussen.

Ein gestörtes System

Kommt es zur Tumorentwicklung aus den Zellen der Hypophyse, können diese Tumoren auch selbst Hormone bilden und so das gesamte Hormonsystem aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht jeder Hypophysentumor bildet auch selbst Hormone, kann jedoch so auf die Hypophyse drücken, dass diese in Ihrer Hormonproduktion gestört wird und es zu Hormonmangelerscheinungen kommt.

Ab einer gewissen Größe können alle Tumoren durch den Druck, den sie auf das umliegende Gehirn ausüben, Symptome wie starke Kopfschmerzen, welche sich oft nicht mit einfachen Schmerzmitteln lindern lassen, oder eine Sehverschlechterung (einschließlich Gesichtsfeldverlust) hervorrufen. Diese beiden Symptome veranlassen Ärzte häufig dazu, ein MRT mit Kontrastmittelgabe durchzuführen, in welchem dann der Tumor identifiziert wird. Anschließend wird dann oft ein Hormoncheck durchgeführt.

aller Hirntumoren sind Hypophysentumoren

Sehstörungen und Gesichtsfeldeinschränkungen

 

Oberhalb der Hypophyse befindet sich das sogenannte Chiasma opticum, die Kreuzungsstelle der rechten und linken Sehnerven. Alle Nervenfasern, die die visuellen Informationen vom rechten und linken Auge zur weiteren Verarbeitung bis zur Sehrinde im Gehirn transportieren, treffen sich an dieser Stelle. Hier teilen sich die vom rechten und linken Auge kommenden Faserbündel, eine Hälfte wird auf der entsprechenden Gehirnseite weitergeführt, die zweite Hälfte kreuzt zur anderen Gehirnseite und wird dort zu einem Teil der zur Sehrinde führenden Sehbahn.

Aufbau Sehapparat
Abbildung 1 – Aufbau des Sehapparates

Wird nun auf diese Sehnervenkreuzung Druck durch einen Tumor ausgeübt, kann es aufgrund dieser anatomischen Besonderheit zu einer heteronymen Hemianopsie kommen. Im Gegensatz zur viel häufigeren homonymen Hemianopsie, die entweder die rechten oder die linken Gesichtsfelder BEIDER Augen einschränkt, sind im Falle der heteronymen Hemianopsie entweder die beiden außen liegenden Gesichtsfeldhälften betroffen (bitemporale Hemianopsie), oder die beiden innen liegenden Gesichtsfelder (binasale Hemianopsie).

das Gesichtsfeld des

linken Auges und rechten Auges

Gesichtsfelddefekte mit Hypophysentumor
Abbildung 2 – mögliche Gesichtsfelddefekte

Bitemporale Hemianopsie durch Schädigung des rechten Nervenfaserbündels des linken Auges (betrifft das Sehen ganz links) und des linken Nervenfaserbündels des rechten Auges(betrifft das Sehen ganz rechts) an der Sehnervenkreuzung

Binasale Hemianopsie durch Schädigung des linken Nervenfaserbündels des linken Auges und des rechten Nervenfaserbündels des rechten Auges (betrifft jeweils das Sehen zur Nasenseite) an der Sehnervenkreuzung. Dies kann zu Verschwommensehen und insbesondere zu Problemen bei der räumlichen Wahrnehmung führen.

Vergleich von einem seitlich eingeschränkten Gesichtsfeld (= bitemporale Hemianopsie) und einem intakten Gesichtsfeld:

(Hinweis: bitte Mauszeiger auf den Pfeil bewegen und linke Maustaste gedrückt halten und die Maus seitlich bewegen)

Die bitemporale Hemianopsie bezeichnet den Ausfall beider temporaler (seitlicher) Gesichtsfelder und wird gelegentlich auch als „Scheuklappenblindheit“ bezeichnet.

Oft wächst ein Hypophysentumor nur sehr langsam, weshalb sich diese Sehstörungen bzw. –ausfälle auch nur langsam entwickeln und erst spät bemerkt werden.

Mögliche Symptome im Alltag :

– Häufiges Anstoßen an Gegenstände oder Personen, die zu spät gesehen wurden,

– im Autoverkehr erhöhte Unfallgefahr, da von links oder rechts kommende Fahrzeuge erst sehr spät wahrgenommen werden

-Nebel- und Schleiersehen

– Schwierigkeiten bei Aktivitäten, die räumliches Sehen erfordern, z.B. Flüssigkeit in ein Gefäß gießen oder ein Streichholz anzünden.

 

Weitere Informationen zu Hypophsentumoren finden Sie unter folgendem link:

http://www.glandula-online.de/fileadmin/informationsmaterial_broschueren/hypophysentumoren.pdf

 

Die durch den Tumor entstandene Symptomatik bildet sich oft zusammen mit der erfolgreichen Tumorbehandlung zurück.

Bleiben jedoch zum Beispiel Sehstörungen wie die beschriebene heteronyme Hemianopsie weiterhin über Monate hinweg bestehen, kann eine VisuelleRestitutionsTherapie weiterhelfen.

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