Die erste Antwort auf diese Frage, die uns in den Sinn kommt, scheint allgemein bekannt zu sein: „so schnell wie möglich (und häufig)“.
Schauen wir uns die Wissenschaft näher an. Zahlreiche Studien wurden durchgeführt, um Faktoren zu bestimmen, die die bestmöglichen Rehabilitationsergebnisse nach einem Schlaganfall erzielen, auch im Hinblick auf den Beginn und die Häufigkeit von Therapiesitzungen.
Hochrangige Reviews und Metaanalysen von Schlaganfallstudien finden Sie auf der Website „www.ebrsr.com“ – “ Evidence-based Review of Stroke Rehabilitation“ (Evidenzbasierte Überprüfung der Schlaganfallrehabilitation), ein von der kanadischen Herz- und Schlaganfallstiftung gefördertes Projekt.
Kapitel 6 der Zusammenfassung, aktueller Erkenntnisse über die Schlaganfall-Rehabilitation
Schlussfolgerungen zu den Faktoren in der motorischen und beruflichen Rehabilitation:
ein knappes Zeitfenster, in welchem die meisten Verbesserungen erzielt werden können
Faktor 1: Das Timing in der Schlaganfallbehandlung
Es gibt Ebene 1a *Beweise dafür, dass ein früher Zugang zu Rehabilitationsmaßnahmen zu verbesserten Gesamtergebnissen führt.
(*Ebene 1a Beweis = höchste Qualität des Studiendesigns und Ausführung)
UND
Faktor 2: Intensität der Therapie
Es gibt Ebene 1a Beweise dafür, dass intensivere Physiotherapien und Ergotherapien zu verbesserten funktionellen Ergebnissen führen.
Es gibt ebenfalls Beweise dafür, dass die benötigt Anzahl an Therapiestunden, welche mindestens durchgeführt werden sollten, um eine signifikante Verbesserung der motorischen Funktionen zu erzielen 17 Stunden Physiotherapie und Ergotherapie über einen Zeitraum von 10 Wochen beträgt.
Sport sollte (bei Bedarf) z.B. in Form einer Rehamaßnahme, sehr intensiv und regelmäßig erfolgen
Es gibt eine Ausnahme: In den ersten 24 Stunden nach einem Schlaganfall kann der Zelltod (Zell-Apoptose) in Folge des Schlaganfalls durch zu viel (motorische) rehabilitative Intervention verstärkt werden und zu einem schlechteren Ergebnis führen. Die optimale Dosierung der (motorischen) Rehabilitation während dieses Zeitraums ist noch nicht vollständig bestimmt. (Li F 2016, Medscape 2016)
Wann sollte ich nun die Sehtherapie beginnen?
Wie bereits erwähnt, beziehen sich diese Aussagen überwiegend auf die motorische Behandlung, Ergotherapie und Logopädie in der Rehabilitation. Die Studien beinhalten keine Aussagen über Sehtherapien, aber basierend auf den vorhandenen Beweise lautet die Antwort auch hier wahrscheinlich „so schnell und häufig wie möglich „, wenn die ersten 24 Stunden nach dem Schlaganfall vergangen sind.
Auf Grund dieser wissenschaftlichen Beweise bieten viele Rehabilitationskliniken inzwischen auch Sehtherapie an, um Patienten Gesichtsfelddefekt behandeln zu können. Meist sind dies Programme zur Verbesserung von Kompensationstechniken. Unser NeuroEyeCoach Programm ist solch ein Therapieprogramm, welches die Effektivität und Geschwindigkeit der Augenbewegungen und der visuellen Suche verbessern soll. Es besteht insgesamt ein Konsens darüber, dass NeuroEyeCoach oder ähnliche Therapieprogramme dem Patienten frühzeitig angeboten werden sollten.
Patienten mit reduziertem Sehbereich (bedingt durch eine Hirnschädigung), die daran interessiert sind, die Visuelle RestitutionsTherapie (VRT) zu starten, werden manchmal von ihrem Arzt beraten damit sechs Monate zu warten . Angesichts der oben erwähnten wissenschaftlichen Erkenntnisse finden sie das sehr verwirrend.
Nach einer Hirnschädigung, die zu einem Gesichtsfeldverlust führte, spricht man von einem Zeitfenster von typischerweise 3 bis 6 Monaten (manchmal 12 Monate), in dem es zu einer „spontane Erholung“ visueller Funktionen kommen kann, sodass man einen Teil des verloren gegangen Gesichtsfeldes zurück erlangt. (Zhang X 2006)
Wenn Sie die VRT in den ersten sechs Monaten nach Ihrer Hirnschädigung starten, besteht also die Möglichkeit, dass sich Ihr sehen auch allein ohne( weitere) Therapie verbessert. Überraschenderweise empfinden dies die Patienten, denen wir das erklären, es in der Regel eher als unwichtig. Sie sind bereit aktiv etwas an ihrem Zustand zu ändern und wollen so viel Sehen wie möglich zurückgewinnen und das ist alles, was zählt. Ob Verbesserungen durch Therapie oder spontane Remission oder eine Kombination von beiden erreicht wird, macht keinen Unterschied. Was sie nicht wollen, ist zu warten und dies eventuell später zu bereuen. Oder Sie haben später keine Zeit mehr für die Therapie, weil sie wieder Arbeiten gehen.
Weil die VRT eine intensive Therapie ist, die zwei tägliche Sitzungen bedarf, sollten Sie sicher sein, dass Sie dafür genug Zeit und Energie haben, um den Therapieplan mit täglichen Sitzungen über sechs Monaten zu erfüllen. Wenn Sie noch einige Therapien und Arzttermine vor sich haben, kann es schwierig sein, zusätzlich noch jeden Tag die Sehtherapie-Sitzungen zu absolvieren. Dann könnte es besser sein, den Beginn der VRT etwas hinauszuzögern, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Wenn Sie in der Lage sind, konzentriert zwei Therapiesitzungen von etwa 20-35 Minuten täglich an Ihrem Computer durchzuführen, und Sie die Zeit haben und motiviert sind die Visuelle RestitutionsTherapie zu starten, können Sie dies jederzeit tun.
Sie suchen das persönliche Gespräch? Hinterlassen Sie uns einfach Ihre Kontaktdaten und wir melden uns zurück, um Ihren individuellen Fall zu besprechen.
Quellen, Stand 28. April 2017:
www.ebrsr.com, Executive Summary (17th Edition) pg. 5-6 of 59
Early Intensive Rehabilitation Intervention Raises the Risk for Death in Severe Stroke – Medscape – Oct 31, 2016. (Coverage from the World Stroke Congress (WSC) 2016)
Li F. et al. 2016. Enhanced apoptosis from early physical exercise rehabilitation following ischemic stroke. J Neurosci Res 95 (4), 1017-1024
Zhang X et al. 2006. Natural history of homonymous hemianopia, Neurology, 66 (6): 901-905See comment in PubMed Commons below
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