Wenn Sie unter Sehstörungen leiden und sich aus diesem Grund in eine augenärztliche Praxis begeben, werden sehr häufig nicht nur die Augen selbst untersucht und deren Sehschärfe geprüft, sondern es wird auch Ihr Gesichtsfeld mithilfe eines Perimeters untersucht.

Hinweis

Vorab: Was ist ein Gesichtsfeld?

Als Gesichtsfeld wird der Sehbereich bezeichnet, der bei unbewegtem, geradeaus gerichtetem Blick wahrgenommen werden kann. Innerhalb des Gesichtsfeldes sehen wir je nach Bereich unterschiedlich gut – besonders scharf in der jeweiligen Mitte unseres Blickes, wo Gegenstände, Texte, Gesichter etc. mit den Augen fixiert werden. Weiter zur Seite nehmen wir nur noch unscharf wahr (peripheres Sehen). Hier geht es vor allem darum, Bewegungen zu registrieren, um dann Augen und Kopf in die entsprechende Richtung zu bewegen.

Wie läuft ein Gesichtsfeldtest am Perimeter ab?

 

Das klassische Perimeter misst das Gesichtsfeld mithilfe einer halbkugelförmigen Schale (Hohlkugel), an deren Innenwand Lichtreize präsentiert werden. Der/die Untersuchte sitzt in einem abgedunkelten Raum und legt den Kopf auf die dafür vorgesehene Kinnstütze in der Halbkugel und soll jeden gesehenen Lichtreiz durch Druck einer Antworttaste bestätigen. Meistens findet die Untersuchung monokular statt, das bedeutet dass jeweils ein Auge abgedeckt wird, um das Gesichtsfeld jedes Auges einzeln zu prüfen.

Zunächst muss zwischen kinetischer und statischer Perimetrie unterschieden werden. Bei der kinetischen Perimetrie werden Lichtreize in das Gesichtsfeld hineinbewegt. Der/die Untersuchte soll eine Antworttaste drücken, sobald der Lichtreiz wahrgenommen wird. Mit dieser Methode werden die Außengrenzen des Gesichtsfeldes bestimmt.

Bei der statischen Perimetrie, mit der wir uns hier genauer beschäftigen wollen, werden unbewegte Lichtpunkte bei verschiedener Helligkeit an festgelegten Positionen über das gesamte Gesichtsfeld verteilt präsentiert. Für jede Position wird bestimmt, bei welcher Helligkeit der Lichtreiz gesehen wurde. Im Ergebnis erhalten wir dann für alle Bereiche des geprüften Gesichtsfeldes ein Profil der jeweiligen Sehfähigkeit.

Je nach gewählten Testprogramm (z.B. volle 90 Grad Gesichtsfeldprüfung oder zentrale 30-Grad Gesichtsfeldprüfung) dauert die Untersuchung zwischen 7 und 15 min.

Besonders wichtig ist, dass während der Gesichtsfelduntersuchung nach Möglichkeit weder der Kopf noch die Augen bewegt werden. Der/die Untersuchte soll immer auf eine ganz bestimmte Stelle im Perimeter schauen, diese also fixieren (= Fixationspunkt). Diese Stelle ist z.B. durch kreisförmig angeordnete rote Lichtpunkte markiert, in deren Mitte während der Untersuchung gelegentlich ein weißer Lichtreiz aufleuchtet, welcher durch Druck der Antworttaste beantwortet werden soll. Während der Testung kann der Untersucher das Auge in Vergrößerung durch eine Kamera beobachten und dadurch Augenbewegungen sofort feststellen.

Parallel werden, wie oben beschrieben, an anderen Positionen der Hohlkugel Lichtpunkte präsentiert, die durch Druck der Antworttaste bestätigt werden sollen. Da die Darbietung der Lichtreize an jeder Position mehrmals mit unterschiedlicher Helligkeit erfolgt, ist es möglich, pro Position einen sogenannten Schwellenwert zu ermitteln, also den minimalen Helligkeitswert, bei dem der Lichtreiz „so gerade noch“ gesehen wurde. Die Untersuchung ist so konstruiert, das auch bei ausgezeichneter Sehfähigkeit nicht alle Lichtreize bei minimaler Helligkeit erkannt werden können. Mit steigendem Alter nimmt das Sehvermögen ab, so dass dadurch bedingt zunehmend mehr Helligkeit zur Erkennung benötigt wird. Krankhaft bedingte Sehstörungen können zu einer Verminderung oder vollständigem Verlust des Sehvermögens im ganzen Gesichtsfeld oder in Teilen des Gesichtsfeldes führen. Die Art des Gesichtsfelddefekts kann wichtige Hinweise auf die zugrundeliegende Erkrankung liefern. Hier können Sie mehr über neurologisch bedingte Gesichtsfelddefekte erfahren, die z.B. nach einem Schlaganfall auftreten können.

 So kann beispielsweise das Ergebnis einer Perimetrie aussehen:

Perimetrie

Im oberen Bereich des Ergebnisblattes werden die in der Untersuchung verwendeten Testparameter beschrieben (z.B. welches Programm, welche Stimulusgröße und –farbe).

Es wurde in diesem Fall das rechte Auge getestet, das linke wurde entsprechend abgedeckt.

Die gemessenen Werte für „Fixationskontrolle“ und „Falsch Positiv“ geben Aufschluss über die Zuverlässigkeit des Ergebnisses:
– wie oft wurde der am Fixationspunkt erscheinende Lichtreiz nicht beantwortet? hier 0 mal, also zu 100% richtige Antworten
– wie oft wurde die Antworttaste falsch positiv gedrückt, also wenn eigentlich keine Antwort gegeben werden sollte? Hier ebenfalls 0 mal, also zu 100 % richtiges Antwortverhalten.

Darunter sehen Sie verschiedene grafische Darstellungen mit unterschiedlichen Werten:

Perimetrie in dB

Diese Grafik gibt für jede in der Untersuchung getestete Position eine Zahl in dB, also Dezibel, an. Dieser Wert ist in Bezug auf Lautstärke

recht bekannt, kann aber auch als Maßeinheit für Lichtintensität/Helligkeit verwendet werden. Je höher die dargestellte Zahl, desto weniger hell war der Lichtreiz, der an dieser Stelle noch gesehen (und beantwortet) werden konnte. Im zentralen Gesichtsfeld sind die Zahlen am höchsten, da hier die größte Sehschärfe besteht. Zur Peripherie hin nimmt das Sehvermögen auch im intakten Gesichtsfeld ab. Die Angabe „<0“ bedeutet, dass an dieser Position auch der hellste Lichtreiz nicht beantwortet wurde, und daher kein Sehvermögen gemessen werden konnte. (Die roten Zahlen weisen auf eine Beeinträchtigung des Sehvermögens hin).

Perimetriedarstellung mit verschiedenen Schraffierungen

In der zweiten Grafik werden die Zahlenwerte in verschieden helle und gemusterte Flächen umgesetzt. Je heller das Flächenmuster, desto besser das Sehvermögen, die Legende hierzu befindet sich rechts unterhalb der Darstellung.

Auf der linken Seite befindet sich ein großer schwarzer Bereich. Hier wurden keine Lichtreize bestätigt. Wenn sich ein solcher Bereich auch bei der Testung des linken Auges findet, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass eine „inkomplette homonyme Hemianopsie nach links “ besteht, ein neurologisch bedingter Gesichtsfeldausfall.

Auf der rechten Seite sieht man einen kleinen schwarzen Kreis. Dieser ist nicht auf eine Sehbeeinträchtigung zurückzuführen, sondern bezeichnet beim rechten Auge den Bereich des blinden Flecks. Diesen findet man bei jedem Menschen, weil hier der Sehnerv in das Auge eintritt und keine für das Sehen erforderliche Netzhaut vorhanden ist. Bei einer perimetrischen Untersuchung ist die Darstellung des blinden Flecks ein „Gütesiegel“, da er auf sehr gute Fixation und damit Zuverlässigkeit des Ergebnisses hinweist.

Die weiteren vier grafischen Darstellungen in der Gesamtübersicht stellen das Ergebnis des Gesichtsfeldtests mit Bezug auf bestimmte Fragestellungen dar, z.B. als Abweichungswerte im Vergleich zu gesunden Personen der gleichen Altersgruppe.

 

In der kommenden Woche berichten wir über den Unterschied zwischen Perimetrie und unserem Online Gesichtsfeldtest.

 

Passend zu diesem Thema finden Sie bei uns auch folgende Beiträge:

„Gesichtsfeldausfälle bei Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Verletzung“

„Neurologisch bedingte Sehstörungen und anderen Ursachen für Augenprobleme“

„Wir alle haben ihn – den „blinden Fleck““

„Visuelle Rehabilitation – Welche Optionen gibt es?“

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