Visuelle Rehabilitation – Welche Optionen gibt es?

Sehstörungen treten nicht selten nach einem Schlaganfall oder einer anderen Form von Hirnschädigung auf.

Schätzungsweise 30% der Betroffenen leiden unter Einschränkungen der visuellen Wahrnehmung, in der Regel einem Gesichtsfeldausfall. 70 % der von Gesichtsfeldausfall Betroffenen sind zusätzlich durch Augenbewegungsstörungen eingeschränkt.

In vielen Fällen bleiben Sehstörungen unbeachtet, weil zunächst die Beseitigung der akuten Lebensgefahr im Vordergrund steht – aber auch danach werden sie oft nur unzureichend behandelt.

Dabei beeinflussen Sehstörungen das tägliche Leben massiv, sodass sich gezielte Behandlungen auf viele Bereiche des täglichen Lebens, wie Lesen, Koordination oder Gleichgewicht, positiv auswirken können. Zudem trauen sich viele Betroffene kaum noch in die Öffentlichkeit, um alltägliche Dinge zu erledigen oder gar Veranstaltungen zu besuchen, sodass auch die soziale Interaktion von einer Sehverbesserung erheblich profitieren kann.

Leider sind sich viele Menschen, darunter auch medizinisches Fachpersonal, gar nicht bewusst, dass es Behandlungsmöglichkeiten für neurologisch bedingte Sehstörungen gibt. Viele Ärzte glauben, dass nichts getan werden kann. Dieser Blog-Eintrag zielt darauf ab, das Wissen um die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Wir stellen Ihnen hier zwei Therapien vor, die helfen können. Obwohl keine Therapie zu 100% wirksam ist, da die Ergebnisse von Person zu Person variieren, haben diese Behandlungsmethoden bereits sehr vielen Menschen helfen können.

 

Sakkadentraining

 

NeuroEyeCoach

 

Das Sakkadentraining wurde entwickelt, um Augenbewegungen so zu verbessern, dass ein Gesichtsfeldverlust durch effiziente und schnelle Bewegungen der Augen optimal kompensiert werden kann.

Personen mit diesem Störungsbild:

– führen nur kleine Blicksakkaden aus (Sakkaden beschreiben den Winkel zwischen den Sprüngen, die ein Auge durchführt, während es die Umgebung absucht),

-verbringen mehr Zeit mit der Erkundung des gesunden Gesichtsfeldbereichs als des Eingeschränkten,

– fixieren viel häufiger (den Blick auf etwas halten) und

– haben Schwierigkeiten die Informationen der rechten und linken Gesichtshälfte zusammen zu führen.

Betroffene haben somit große Schwierigkeiten, Aktivitäten und Objekte im Bereich des Gesichtsfeldausfalls und damit die Gesamtheit eines Geschehens um sie herum zu erfassen.

 

Das primäre Ziel eines Sakkadentrainings, auch das von NeuroEyeCoach, ist es die visuelle Suchleistung zu verbessern und Augenbewegungstrategien effizienter zu gestalten, wodurch die oben genannte Symptomatik reduziert werden kann. Das Training kann ebenfalls die Navigationsfähigkeiten und die Objektfindung verbessern.

Das Sakkadentraining wurde in den letzten Jahren in vielen Rehabilitationszentren unter direkter therapeutischer Überwachung mit sehr teurer Geräteausstattung, mit eher allgemeinen Programmen für einen breiten therapeutischen Einsatz, oder mit „Papier-Bleistift“-Aufgaben“ eingesetzt. Dieser Ansatz, mit visuellen Suchaufgaben die Augenbewegungen eines Patienten effizienter zu gestalten, hat sich für die meisten Patienten als erfolgreich erwiesen. Der Vorteil von NeuroEyeCoach ist jedoch, dass es über das Internet für jeden Patienten auch auf dem eigenen Computer zu Hause nutzbar ist. Wenn das Training in der Klinik nicht oder nicht ausreichend intensiv angeboten worden ist, kann die Therapie stattdessen in Ruhe zu Hause in der gewohnten Umgebung durchgeführt werden.

Aufgabe: T-Suchen

Der Zielreiz „T“ wird in der Mitte des Bildschirmes angezeigt. Ist der Zielreiz noch wo anders auf dem Monitor zu sehen?

NeuroEyeCoach lehrt Sie, Ihre Umgebung schnell und kontinuierlich abzusuchen und die Aufmerksamkeit in Richtung des blinden Bereiches zu lenken, um damit bisher ungesehene Objekte ins Blickfeld zu bringen. Das Programm übt mit Ihnen gezielte und schnelle Augenbewegungen und hilft das linke und rechte Gesichtsfeld wieder zu integrieren, um so das Beste aus Ihrem verbliebenen Gesichtsfeld machen zu können.

Restitutive Therapien

VisuelleRestitutionsTherapie

NovaVisions VisuelleRestitutionsTherapie (VRT) wurde entwickelt, um die Verarbeitung der visuellen Informationen von verbliebenen Neuronen (Nervenzellen) nach einer akuten Läsion des Gehirns nach Unfall, Schlaganfall, Entzündungen oder operativer Entfernung von Hirntumoren zu verbessern. Die VRT verwendet sehr häufig wiederholte Lichtstimulation, um beeinträchtigte visuelle Funktionen in teilgeschädigten Bereichen(den sogen. „Übergangszonen“) wieder zu aktivieren und das umgebene neuronale Netzwerk anzuregen. So kann diese Form der Therapie zu einer Erweiterung des Gesichtsfeldes führen. Das Konzept der repetitiven (wiederholenden) Stimulation hat sich in anderen Bereichen der Rehabilitation nach Hirnschäden, wie beispielsweise bei der Behandlung von Störungen in der Motorik (Bewegungen) bereits als wirksam erwiesen.

Der grüne Fixationspunkt wird in diesem Beispiel in der Mitte präsentiert. Zudem wird ein runder Lichtreiz gezeigt. Wird dieser Reiz gesehen, so soll dies per Tastendruck bestätigt werden.

VRT wird zweimal täglich auf Ihrem Computer zu Hause durchgeführt, an mindestens sechs Tagen in der Woche für etwa sechs Monate. Während jeder Sitzung hat der Patient die Aufgabe, aufmerksam auf einen zentralen Fixationspunkt auf dem Bildschirm zu schauen und jede Veränderung (Farbe/Form) per Tastendruck zu bestätigen. Ebenso soll auf Lichtreize, die auf dem Bildschirm erscheinen, mit Tastendruck reagiert werden. Die Lichtreize werden vorwiegend entlang der Gesichtsfeldgrenze zwischen intaktem und geschädigtem Gesichtsfeld, in der „Übergangszone“, präsentiert. Der Therapieverlauf wird von NovaVision überwacht und regelmäßig aktualisiert, zudem erhalten Sie nach jedem Trainingsmodul eine Auswertung Ihrer Ergebnisse.

Das VRT-Programm beginnt mit einer Diagnostik Ihres Gesichtsfeldes, um mehr über Ihre visuellen Bedürfnisse und Ihr Antwortverhalten zu lernen. Es wird ein Abbild Ihres aktuellen Gesichtsfeldes, basierend auf Ihrer Wahrnehmung von Lichtreizen an den verschiedenen Testpositionen, erzeugt.

Auch Ihre Reaktionszeiten werden aufgezeichnet. All die Daten werden verwendet, um die Therapie individuell und optimal für Sie einstellen zu können. Basierend auf Ihren Ergebnissen und Fortschritten werden dann die weiteren Trainingsmodule erstellt.

Wenn Sie weitere Informationen über die VRT wünschen, können Sie einen Blick in die Rubrik „häufig gestellte Fragen“ werfen.

Die VRT wird zusammen mit NeuroEyeCoach in einem Therapie-Paket angeboten. VRT zielt auf die Wiederherstellung von verlorenen Sehfunktionen und NeuroEyeCoach auf die Verbesserung der Augenbewegungen ab. Während die VRT das Gesichtsfeld vergrößern kann, ermöglicht NeuroEyeCoach den Patienten das Beste aus seinem verbliebenden Sehen zu machen-die beiden Therapien ergänzen sich somit gegenseitig und werden daher in Kombination angeboten, um die maximale Wirkung zu erzielen.

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