Im Zusammenhang mit neurologisch bedingten Gesichtsfeldverlusten hören wir oft von der Hemianopsie, dem halbseitigen Ausfall des Gesichtsfeldes (GF) auf der linken oder rechten Seite. Jedoch finden auch einige Patienten mit neurologischem Gesichtsfelddefeckt den Begriff „Quadrantenanopsie” in ihren medizinischen Unterlagen.
Wenn “Hemianopsie” bedeutet, dass ich eine Hälfte meines Gesichtsfeldes nicht wahrnehme, bedeutet “Quadrantenanopsie” dann, dass ich einen Quadranten, also ein Viertel nicht sehe? Korrekt. Quadrantenanopsie bezieht sich auf den Verlust des Sehvermögens im:
linken oberen Quadranten
oder linken unteren Quadranten
oder rechten oberen Quadranten
oder rechten unteren Quadranten
des Gesichtsfeldes. Eine Quadrantenanopsie kann zu einer signifikanten Beeinträchtigung des Sehens führen und sich negativ auf die Aktivitäten des täglichen Lebens auswirken (einschließlich des Entzuges der Fahrerlaubnis!), dies ist jedoch aus offensichtlichen Gründen i.d.R. weniger schwerwiegend, als bei einer Hemianopsie. Sie resultiert oft aus einer Hirnschädigung im Bereich der sogenannten “Sehstrahlung”, im hinteren Bereich des Gehirns. In diesem Bereich gliedern sich die neuronalen Strukturen in einen wesentlich größeren Bereich auf. Eine Hirnschädigung in diesem Bereich betrifft daher einen wesentlich kleineren Bereich Ihrer Sehbahn, als es in anderen Bereich des Gehirns der Fall wäre.
Oftmals wird bei Patient direkt nach dem Schlaganfall oder der Hirnschädigung eine Hemianopsie diagnostiziert, aber dieser Halbseitenausfall reduziert sich oft innerhalb einiger Wochen oder Monate. Manchmal verschwindet er auch ganz, oder manchmal reduziert er sich nur um einen Quadranten, aber verbleibt in dem anderen.
Typischerweise liegen die Gründe dafür in einer akuten Hirnschädigung, ebenso wie in einer Schwellung, welche zu Funktionsstörungen führt – Hirnschädigung und Schwellung zusammen betreffen einen weit größeren Bereich des Gehirns, bspw. die komplette Sehstrahlung und führen somit zu einer Hemianopsie.
Die Schwellung geht in den Wochen nach der Hirnschädigung zurück, ebenso wie die Funktionseinschränkungen der betroffen Bereiche. Was übrig bleibt ist die Einschränkung, die auf Grund der eigentlichen Hirnschädigung entstanden ist. Dies ist nicht immer der komplette Ausfall, sondern kann auch nur ein Viertel davon betreffen.
Selbst dann, es kann auch weiterhin ein großes Potenzial zur visuellen Verbesserung bestehen. So lange ein paar „Residualfunktionen“ (Sehrestfunktionen) im Bereich des Quadranten bestehen stehen die Chancen für eine weitere Verbesserung mit Hilfe der Visuellen RestitutionsTherapie VRT gut. Während der VRT werden verbliebene Strukturen entlang der Grenze des Gesichtsfelddefektes intensiv mit Lichtimpulsen stimuliert, welche beantwortet werden müssen und somit den funktionierenden Bereich erweitern und die Sensivität erhöhen können.
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Quellen: Ursprungsbild von Pixabay
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