Als Folge eines Schlaganfall oder einer andere Hirnverletzungen erleiden viele Menschen Sehprobleme oder Gesichtsfeldausfälle – nicht selten kommt es dabei vor, dass ihnen diese Problematik nicht bewusst ist. Ihre Gehirne können sich eventuell in einem gewissen Rahmen an die neue Seh-Situation anpassen, nichtsdestotrotz kann es immer wieder passieren, dass sie überrascht sind, wenn „plötzlich“ Personen oder Dinge „auftauchen“, welche sich vorher ungesehen im beeinträchtigten Gesichtsfeldbereich befanden.
Die Betroffenen oder Ihr Familien-/Freundeskreis kennen möglichweise die Ursachen für diese Problematik nicht. Oft ist es auch schwierig an Informationen über neurologisch bedingte Sehstörungen zu gelangen, um diese verstehen und damit umgehen zu können. Gelegentlich trifft man bei der Suche nach Informationen auch auf Missverständnisse bezüglich des neurologisch bedingten Gesichtsfelddefektes.
Dieser Blog soll dazu beitragen, diese Missverständnisse aufzuklären.
1. Ein rechter (bzw. linker) homonymer Gesichtsfeldausfall bedeutet, dass man mit dem rechten (bzw. linken) Auge nicht sehen kann.
Ein homonymer Gesichtsfeldverlust, der als Folge einer Hirnverletzung entstanden ist, betrifft nicht das Auge selbst, sondern entsteht durch einen mangelhaften Transport der visuellen Information von den Augen zum Gehirn oder durch eine gestörte Verarbeitung der Informationen im Gehirn. Verletzungen oder Quetschungen des Transportweges betreffen meist das Sehen beider Augen zur rechten oder linken Seite. Verständlicher wird dies in der Graphik:
Hier wird das Gesehene auf der rechte Körperhälfte grün und das der linken in rot dargestellt. Eine Schädigung des Sehnervs direkt hinter dem Auge würde nur das Auge betreffen, meist ereignet sich die Schädigung jedoch hinter der Kreuzung beider Sehbahnen und betrifft somit die rechte oder linke Raumhälfte, welche sonst von jedem Auge zumindest zum Teil gesehen wird.
Ein homonymer Gesichtsfeldverlust bezeichnet immer einen Gesichtsfeldverlust nach rechts oder nach links auf BEIDEN Augen.
2. Bei homonymen Hemianopsie sollte man Auto fahren dürfen, weil man auch mit nur einem funktionierenden Auge fahren darf und damit das gleiche Sehproblem hat.
Wie oben bereits erläutert, betrifft ein homonymer Gesichtsfeldverlust, wie z.B. eine homonyme Hemianopsie, die selbe Hälfte beider Augen. Die Fahrerlaubnisverordnung erfordert ein zusammenhängendes zentrales Gesichtsfeld einer bestimmten Größe (aktuell 20 Sehwinkelgrad zu beiden Seiten). Diese Anforderung wird mit einem intakten Gesichtsfeld eines Auges, aber nicht mit Gesichtsfeldverlust auf beiden Augen erfüllt. Wenn es kein zusammenhängendes Gesichtsfeld gibt, ist es viel schwieriger, einen kontinuierlichen Überblick über die betroffenen Seite zu haben, daher besteht dann keine Verkehrstauglichkeit.
3. Bei einer homonymer Hemianopsie rechts/links erscheint die rechte/linke Hälfte des Gesichtsfeldes schwarz.
Menschen mit neurologisch bedingtem Gesichtsfeldverlust beschreiben ihren visuellen Eindruck unterschiedlich. Manchen erscheint der beeinträchtigte Bereich tatsächlich schwarz, viele beschreiben ihn jedoch einfach als „weg“. Man kann sich das ungefähr so vorstellen: Für eine Person mit einem kompletten Gesichtsfeld (ca. 180°) ist es vollkommen normal, nach hinten nichts zu sehen. So „normal“, einfach nicht vorhanden, kann der beeinträchtigte Bereich des Sehens auch erscheinen. Einige sehen im betroffenen Gesichtsfeld Bilder, Linien, Muster, Lichtreflexe oder andere Dinge, von denen Sie wissen, dass sie nicht real sind. Manche fühlen sich, alles sehen sie durch einen sehr dicken Nebel, verschwommen und farblos. Diese sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen können darin begründet sein, dass zum einen die Schädigung unterschiedlich verlief, aber eventuell auch die Art und Weise, wie der Gesichtsfelddefekt im Gehirn verarbeitet wird.
4. Man kann kaum glauben, dass eine Person, die Augenbewegungen macht, etwas normal fokussieren kann und wirklich gesund aussieht, dass diese Person durch ihre Sehstörungen große Probleme im Alltag hat. Diejenigen übertreiben doch, oder?
Dieses Missverständnis ist ein großes Problem für viele von Gesichtsfelddefekten Betroffenen. Nichts deutet von außen darauf hin, dass sie eine Einschränkung haben.
Niemand nimmt normalerweise an, dass es einen Grund dafür geben könnte Rücksicht nehmen zu müssen.
Andere Menschen erwarten, dass sie gesehen werden und man notfalls ausweicht, um nicht zusammen zu stoßen, dies führt oft zum unbeabsichtigten Anrempeln. Auch kann es passieren, dass Bekannte übersehen werden, weil sie sich auf der beeinträchtigten Seite befinden – sie werden dann nicht begrüßt und könnten das falsch interpretieren bzw. enttäuscht/beleidigt sein.
Selbst nahen Verwandten ist es möglicherweise nicht bewusst, die stark die Beeinträchtigung ist und nicht verstehen daher nicht, warum die Person mit eingeschränktem Gesichtsfeld zögert an sozialen Aktivitäten, wie an Feierlichkeiten, Kino- oder Restaurantbesuche teilzunehmen. Wichtig zu wissen ist, dass Gesichtsfeldverluste zu erheblichen Unsicherheiten führen können, vor allem in einer Situation, die einen guten Überblick bedarf.
5. Gesichtsfeldverluste als Folge eines Schlaganfalls oder anderen Hirnverletzung sind nicht behandelbar.
Obgleich eine Rückbildung des Defektes (Spontanremission) innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Ereignis möglich ist, benötigt die überwiegende Mehrheit der Patienten einespezifische therapeutische Intervention.
Die Visuelle RestitutionsTherapie (VRT) von NovaVision basiert auf jahrzehntelangen Forschungen. Die Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien wissenschaftlich bestätigt und ist dafür entwickelt worden die Wiederherstellung des Sehvermögens bei neurologisch bedingten Gesichtsfelddefekten zu provozieren. NovaVision bietet die VRT in Komination mit NeuroEyeCoach, einem Augenbewegungs-Trainingsprogramm, in einem Therapieportal an, um das Maximum an Verbesserung zu erreichen. Umfangreiche klinische Daten haben gezeigt, dass die VRT helfen kann, verlorenes Sehvermögen wiederherzustellen. NeuroEyeCoach hingegen hilft dem Patienten das Beste aus ihrem verbliebenen Sehvermögen zu machen.
Obwohl die Wirksamkeit der VRT nachgewiesen wurde, ist es nicht jedem Arzt bewusst, dass es diese Möglichkeit gibt bzw. dass die Therapie für Sie, dem Patienten, hilfreich sein kann. Gerne können Sie uns kontaktieren, um noch mehr Informationen für sich oder Ihren behandelnden Arzt zu erhalten. Auch unsere Webseite www.novavision.de kann einige Fragen klären.
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